Wie Kommunikatoren heute arbeiten und was ihre Nachfahren mit Sicherheit nie mehr erleben werden. Ein nicht ganz ernst zu nehmender Blick in die Zukunft der touristischen Pressearbeit.

Pressemitteilungen schreiben, Journalistenkontakte pflegen, Presseclippings filtern und ausschneiden und, ach ja, noch schnell den Unternehmensnewsletter mit den immer gleichen Themen an den seit Jahren wachsenden, aber so ganz und gar ungepflegten Presseverteiler senden. So oder so ähnlich sieht er aus, der Alltag in deutschen Pressestellen im Jahr 2015. Und immer dann, wenn ein kreativer – meist neuer Unternehmens- – Kopf einen Hauch Innovativität versprühen möchte und ansetzt mit Worten wie „Wollen wir nicht mal […]“ oder „Eine kleine Kampagne wäre doch mal was. So mit Facebook und so […]“ heißt es, meist von einem der alten Hasen, kühl „Warum etwas ändern? Wir sind doch in den vergangenen Jahren immer gut gefahren“.

„Gut gefahren“ sind PR-Agenturen und Pressestellen von touristischen Unternehmen und Organisatoren mit ihren Standard-PR-Programmen in den letzten Jahren tatsächlich, schaut man sich die Bilanzen ebengenannter Stellen an. Stetig steigende Veröffentlichungszahlen, Anzeigenäquivalenzwerte schnellten in ungeahnte Höhen und auch für die zehnte Pressereise zum Denkmal-Rundweg des bekannten Dichters Ludwig van Uem haben sich vier Mal so viele Journis angemeldet wie Plätze vorhanden waren.

Seit kürzerer Zeit ist allerdings Gegenwind und ein Kurswechsel in Sicht. Der Markt ist gesättigt. Der Denkmal-Rundweg von van Uem ist jedem im Land bekannt, Journalisten sind reisemüde und reagieren einfach nicht mehr auf die vielen, vielen Pressemitteilungen, die täglich in ihren Postfächern landen.

Anstatt an dieser Stelle kreative Ansätze zur Lösung des Problems zu geben, machen wir einen viel spannenderen Sprung in das Jahr 2050 und schauen für einen kurzen Moment in die Pressestelle einer Hotelkette:

Ein paar alte Pressemitteilungen zum Neubau der Firmenzentrale hängen in digitalen Bilderrahmen an der Wand, während der Digital Press Director zu Beginn seines Arbeitstages auf seinem virtuellen Bildschirm am Arbeitsplatz den aktuellen Online-Pressespiegel anschaut. Texte werden sofort mit einem Touch archiviert, automatisch zusammengefasst und an alle Kollegen geteilt. Kurz darauf Webkonferenz mit den Kollegen aus der Pressestelle. Ein zweiter virtueller Bildschirm öffnet sich an der Wand gleich rechts vom Schreibtisch des Kommunikationsleiters und verbindet ihn mit seinem Assistenzteam. Parallel laufen unten im Bildschirm aktuelle Nachrichten mit Relevanz für das Unternehmen in Echtzeit ein. Die nächste Pressereise wird besprochen. Zweihundert Online-Journalisten werden auf einer digitalen Reise in der kommenden Woche die neuesten fünf Hotels der Kette kennenlernen, virtuell dort einchecken, schlafen und an begleitenden Programmen teilnehmen. Zeitrahmen für die Reise: eine Stunde. Reichweite des Outputs: multipliziert rund 15 Millionen Klicks im digitalen Netz. Die Reise wird durchgewunken. Als nächstes auf dem Tagesprogramm: eine Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz. Virtuell versteht sich. Eine große Anzahl von Online-Journalisten sehen den Digital Press Director mit der Unternehmensführung auf ihren virtuellen Bildschirmen am Arbeitsplatz oder per Übertragung auf ihre digital vernetzte Videobrille. Parallel empfangen die Medienmacher alle Inhalte der Pressekonferenz in digitaler Form auf Ihren Endgeräten. Ein Klick und die moderne Welt ist informiert. Am frühen Nachmittag ist Feierabend für das Team. Der Rest wird von unterwegs oder zu Hause erledigt. „Digital is everywhere“ versteht sich.

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