Reetdachhaus mit typischer Darßer Tür (www.pocha.de)

Unesco nimmt Darßer Türen und Zeesboote in Liste auf / Vier der sieben aus MV gelisteten Traditionen haben Ursprung in der Region

Doppelter Ritterschlag: Mit der traditionellen handwerklichen Herstellung der Darßer Haustüren und dem Bewahren und Segeln der Zeesboote in der vorpommerschen Boddenlandschaft hat die Unesco im Dezember 2018 zwei weitere Kulturtechniken der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland eingetragen. Für die Aufnahme sprachen sich die Kultusministerkonferenz sowie die Kulturstaatsministerin Monika Grütters aus, die einer Empfehlung der Unesco-Expertenkommission folgten. „Vier der sieben Traditionen aus Mecklenburg-Vorpommern, die als immaterielles Kulturerbe geführt werden, haben ihren Ursprung in der Region Fischland-Darß-Zingst. Dies unterstreicht ihre kulturelle Bedeutung und ist zugleich das perfekte Aushängeschild für unsere Urlaubsregion“, sagt Jens Oulwiger, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fischland-Darß-Zingst e. V. Neben den beiden Neuzugängen sind bereits das Tonnenabschlagen sowie das Barther Kinderfest als immaterielles Kulturerbe verankert.

Darßer Türen: Architektonische Blickfänge auf Fischland-Darß-Zingst
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts werden Haustüren auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst – vor allem in den Orten Prerow, Wieck und Born – aufwendig verziert. Zurück geht der Brauch auf die Seefahrtsgeschichte, die in seinen traurigen, aber auch freudigen und dramatischen Ausprägungen auf den Türen der Region abgebildet ist. Bei den nützlichen Kunstwerken, die nicht selten heidnische Einflüsse zeigen, wird aus der Fülle alter volkskundlicher Darstellungen geschöpft: Abbildungen wie Lebensbäume, Sonnen, Ranken oder Anker zieren die Türen und symbolisieren etwa Lebensfreude oder den Schutz vor Zauberkräften. Das Handwerk und die Tradition der Darßer Türen kann noch heute etwa in der Kunsttischlerei Rohloff in Prerow oder im Darß-Museum des Ortes erlebt werden.

Zeesboote: Traditioneller Holzbootbau am Bodden
Braune Segel und ein hölzerner, flacher Rumpf: Die Zeesboote (oder auch Zeesenboote) der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst prägen seit vielen hundert Jahren die Schifffahrtsgeschichte der Region. In seiner Urform von den Wikingern entwickelt und 1681 in der Barther Fischerrolle erstmalig als „Zeesen“ beschrieben, waren die Zeesboote aufgrund ihres geringen Tiefgangs ideal für den Fischfang in den flachen Boddengewässern. Nahezu jeder Fischer hatte sein ganz eigenes Boot, das sich einerseits den jeweiligen Fanggründen, andererseits auch den individuellen Bedürfnissen der Besitzer anpasste. Auch wenn die aktive Zeit der Zeesboote heute vorbei ist, wird die Tradition auf Fischland-Darß-Zingst weiter gelebt: Von Juni bis September finden in der Darß-Zingster-Boddenkette regelmäßig Zeesbootregatten statt, bei denen die seemännische Handhabung der Fischereifahrzeuge praktiziert, vorgeführt und weitergegeben wird. Zudem wird einmal jährlich, immer am zweiten Wochenende im September, die traditionelle Fischereimethode demonstriert.

Weitere Informationen gibt es unter www.fischland-darss-zingst.de und unter www.unesco.de.