„Journalisten wollen von Unternehmen schneller informiert werden“ – das ergab eine aktuelle Umfrage der news aktuell GmbH. Wir blicken hinter die Kulissen von Redaktionen und auf die Ansprüche von Journalisten.

Eine schnellere Antwort auf Anfragen, eine offenere Kommunikation in Krisen, mehr Storytelling statt klassische Produkt-PR und eine aktivere Unterstützung von Recherchen in Verbindung mit einer besseren Erreichbarkeit: Die Wünsche von Journalisten, die an einer im November 2017 vom dpa-Tochterunternehmen news aktuell durchgeführten Umfrage teilgenommen haben, sind lang. Die Frage, ob die Forderungen zu Recht oder zu Unrecht gestellt werden, beantwortet ein Perspektivwechsel mit Blick hinter die Kulissen von Redaktionen.

Morgens 8.45 Uhr. Nachdem bereits der Frühdienst erste Pressespiegel entworfen und die aktuelle Nachrichtenlage zusammengestellt hat, starten in den meisten Redaktionen die Arbeitstage für TV-, Hörfunk- oder Print-Redakteure. Einem ersten Blick ins E-Mail-Postfach und auf den Nachrichtenüberblick folgt bereits das erste Meeting, die Redaktionskonferenz, in der Themen des Tages aufgeworfen, Recherchen verteilt und die Umsetzung von Beiträgen besprochen werden. In aller Kürze gilt es sich in den kommenden zwei Stunden bis zur Mittagspause in neue Sachverhalte einzuarbeiten, Interview-Partner ausfindig zu machen oder Fototermine für den Nachmittag abzustimmen. Nur kurze Zeit und den ein oder anderen Vor-Ort-Termin später steht die Schreibtischarbeit wieder im Vordergrund. Artikel müssen verfasst, Sendungen produziert und Schlussredaktionen vorgenommen werden, bevor Chefs vom Dienst oder Redaktionsleiter die fertigen Werke der Redakteure abnehmen.

Vor allem in tagesaktuell arbeitenden Redaktionen beträgt die Spanne zwischen Themenvergabe und Themeneinarbeitung bis zum fertigen Artikel nur wenige Stunden. Dieser Hintergrund relativiert die Wünsche von Journalisten. Selten bleibt Zeit für tiefere Recherchen; Ansprechpartner aus Pressestellen von Unternehmen und PR-Agenturen sind hier zentrale Auskunftgeber, die Informationen aus erster oder zweiter Hand vorhalten.

Welche Aufgaben ergeben sich daraus für PRler?

  1. Aktuelle Informationen aus Unternehmen müssen auf schnellstem Weg Redaktionen erreichen.
  2. Informationen müssen wahrheitsgemäß vermittelt und Quellen präzise genannt werden.
  3. Inhalte von Meldungen dürfen keinen Spielraum für Interpretationen lassen.
  4. Pressemitteilungen sollten kurz formuliert und sachlich orientiert sein sowie alle wesentlichen W-Fragen beantworten.
  5. Meldungen sollten Zitate beinhalten, die aufwendige Kontaktanfragen oder gar Interviews unnötig machen.
  6. Ergänzendes Pressematerial sollte vorgehalten und auf Anfrage schnell vermittelt werden können.
  7. Die optimale Versandzeit für aktuelle Nachrichten ist, wenn möglich, vor 8.45 Uhr, ansonsten bis 12.00 Uhr mittags.
  8. Eine direkte Erreichbarkeit sollte insbesondere zwischen 9.00 Uhr und etwa 16.00 Uhr gewährleistet sein.
  9. Anfragen von Journalisten müssen zeitnah beantwortet werden.
  10. Es gilt das One-Voice-Prinzip: Jedes Unternehmen hat idealerweise einen Kontakt, der erster Ansprechpartner in Pressefragen ist.

Unternehmen und Agenturen, welche die Prinzipien berücksichtigen, schaffen nicht nur mehr Chancen für qualitativ hochwertige Berichterstattungen, sondern erleichtern auch die beiderseitige Arbeit und mindern Missverständnisse zugusten einer Informationsarbeit im eigenen Interesse.

Bild: Zeitungsredaktion im Springer-Hochhaus (© Ralf Roletschek/roletschek.at – CC BY-SA 3.0)