Schuhmacher Christian Legler im Freilichtmuseum Klockenhagen (Freilichtmuseum Klockenhagen)

Der Dresdner Christian Legler ist einer der letzten Schuhmacher Deutschlands. Derzeit ist er im Freilichtmuseum Klockenhagen zu Gast.

Maßschuhe sind rar. Nur noch wenige Schuhmacher in Deutschland beherrschen ihre aufwendige Fertigung. Einer von ihnen führt sein Handwerk dieser Tage im Freilichtmuseum Klockenhagen vor. Und schwärmt dabei vom Schuh und seinen Leisten.

Mit ruhiger Hand und allerlei Werkzeugen, über die man nicht urteilen mag, ob sie historischer Art oder moderner Herkunft sind, zwickt Christian Legler die Hinterkappe auf den Leisten. Nagel für Nagel, Stück für Stück entsteht das, was er so liebt. Maßschuhe. „Das geht nur mit Herz“, schwärmt der Schumacher, der jeden seiner angefertigten Unikate am liebsten ins eigene Schaufenster stellen würde.

Inzwischen sammeln sich immer mehr staunende Gesichter um die kleine Schuhmacherwerkstatt, die derzeit im Freilichtmuseum Klockenhagen zu Leben erwacht. Hier, wo sonst Hammer, Lederriemen und Pechdraht stille Zeitzeugen des alten Handwerks sind, hat sich der Dresdner Schuhhersteller für einige Sommertage sesshaft gemacht. Um zu zeigen, wie Schuhe einst zu den kostbarsten Gütern des Menschen gehörten. Aber auch, um die Kunst des Schuhbaus zu bewahren, den heute nur noch wenige Meister des Faches beherrschen.

Dass Christian Legler überhaupt Schuhe an Mann und Frau bringen kann, ist dem Zufall zu verdanken. Über ein Praktikum bei einem Orthopädieschuhmacher, das er nach dem Schulabschluss und ersten kaufmännischen Erfahrungen antrat, fand er zunehmend Interesse an Techniken wie Doppeln, Zwicken oder Kappen schärfen. Und natürlich am Schuh selbst. „Zu jedem Schuh baue ich eine intensive Beziehung auf. Das muss auch sein, der Schuh soll letztlich dem neuen Besitzer gefallen und seine Füße wie einen freundschaftlichen Händedruck umschließen.“

Mindestens 30 Stunden lang werkelt Legler an seinen Lieblingen, deren feines Leder von heimischen Tieren stammt und in einer alten Gerberei unweit der kleinen Schaufensterwerkstatt am Rande der Dresdner Neustadt in Form und Farbe gebracht wird. Bevor das Leder jedoch an seinen Verwendungsort gelangt, müssen Maße aufgenommen und Leisten gebaut werden. An mehr als 16 Stellen des Fußes setzt der Handwerker das Messband an, um später die nötige Passgenauigkeit zu haben. „Auch, um den Leisten bei späteren Schuhanfertigungen für den Kunden wiederverwenden zu können“, fügt Legler hinzu. Anschließend folgt der Entwurf von Sohle und Oberteil, von dem bei dem Dresdner Schuhmacher keines wie das andere aussieht. „Kunden, die mit ganz konkreten Vorstellungen zu uns kommen, sind in der Minderheit. Meist entwickeln wir gemeinsam das Design und jedes einzelne Detail.“

Christian Leglers Leidenschaft steckt an – nicht nur die Museumsbesucher in Klockenhagen. „Zu unseren Kunden zählen zunehmend auch jene, die nicht nur die nötigen Groschen übrig haben, sondern die alte Handwerkskunst schätzen oder sich einmal im Leben den Wunsch des Maßschuhes erfüllen wollen.“ Zurecht, wie Legler meint. „Gut gemachte Schuhe halten meist ein Leben lang.“

Während der sächsische Schuhmacher in seiner Klockenhagener Sommerwerkstatt ein lederndes Oberteil mit dem passenden Fundament vereint, wird das Gesicht des Schuhs, wie Legler sagt, immer deutlicher. Und nähert zugleich den Moment, den er augenzwinkernd mit Premierentief bezeichnet. „Wenn ich so viel Zeit, Mühen und Leidenschaft in den Schuh investiert habe, fällt es schwer, loszulassen.“ Loslassen muss der Schuhliebhaber zum Glück nicht ganz. In einer großen Kiste sammelt er Fotos von seinen Maßanfertigungen. Und von seinen zufriedenen Kunden.

Noch bis zum 13. August 2017 können Besucher das historische Schuhmacherhandwerk im Freilichtmuseum Klockenhagen live erleben.

Weitere Informationen: www.freilichtmuseum-klockenhagen.de