Elizabeth Shaw: Althagen im Juni, 1975, Pastell, 21 x 29,5 cm © Elizabeth Shaw-Erben

Rund 80 Federzeichnungen, Lithografien und Pastelle geben einen Einblick in das Leben der Künstlerin und Kinderbuchautorin

Das Kunstmuseum Ahrenshoop zeigt vom 3. Juli 2021 an die Sonderausstellung „Elizabeth Shaw (1920-1992) – Eine Wiederbegegnung in Ahrenshoop“. Ausgestellt sind rund 80 Federzeichnungen, Lithografien und Pastelle aus dem Lebenswerk der Künstlerin, die mit ihrer satirischen Zeichenkunst und Illustrationen, besonders im Bereich des Kinderbuchs, bekannt und beliebt wurde. Im Mittelpunkt der Schau stehen Blätter aus Ahrenshoop – den Ort, den die gebürtige Irin gemeinsam mit ihrem Mann, dem deutschen Künstler René Graetz, vielfach zur Erholung und zum Arbeiten aufsuchte. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 19. September 2021.

Aufgewachsen ist Elizabeth Shaw im vom Bürgerkrieg zerrütteten Belfast, bevor sie an der „Chelsea School of Art“ in London bei Graham Sutherland und Henry Moore ihre künstlerische Ausbildung genoss. 1942 lernte Shaw den deutschen Künstler René Graetz kennen, der nach seiner Entlassung aus einem Internierungslager in Kanada in London als Bildhauer, Maler und Grafiker tätig war. Wenige Jahre später siedelte das Ehepaar nach Berlin über. Die Bekanntschaft mit dem Zeichner und Publizisten Herbert Sandberg, der in Berlin die satirische Zeitschrift „Ulenspiegel“ herausgab, führte zur Mitarbeit an der Publikation und zur Fokussierung auf die politische Karikatur. Bereits während des Zweiten Weltkriegs hatte Shaw politische Karikaturen in linken Zeitschriften veröffentlicht. Ihre Federzeichnungen aus der Nachkriegszeit sind nicht nur eindrucksvolle Zeitdokumente, sie zeigen auch ihren feinsinnigen Humor und ihren Sinn für karikierende Überhöhung und satirische Zuspitzung. Noch in den 50er-Jahren erfolgte schrittweise ein Abschied von der Karikatur zugunsten der Buchillustration. Shaw illustrierte Werke von Autoren wie Mark Twain, Bertolt Brecht und Erich Kästner. Später illustrierte sie eigene Kinderbücher. Zu den bekanntesten gehören „Der kleine Angsthase“, „Bettina bummelt“ und „Gittis Tomatenpflanze“.

Im Fokus der Ausstellung stehen Shaws Zeichnungen von Ahrenshoop. Durch den Kulturbund, der Anfang der 50er-Jahre Urlaubsplätze für Kulturschaffende vergab, erhielten Elizabeth Shaw und René Graetz mit ihren beiden Kindern Quartier in Ahrenshoop. Der Ort bedeutete für die Familie Erholung und Inspiration zugleich. Im Zuge eines regelmäßigen Austauschs mit Künstlerkollegen entstand auch die Idee für eine „Bunte Stuben Post“, ein Briefpapier, mit dessen Illustration Elizabeth Shaw 1968 beauftragt wurde und das anlässlich der im Kunstmuseum Ahrenshoop zu sehenden Präsentation wieder aufgelegt wird. Ihre freien Zeichnungen von Ahrenshoop und Umgebung künden von ihrer unentwegten Entdeckerlust. Auf der einen Seite nahm sie – genau beobachtend, gewürzt mit einer Brise trockenen Humors – die Ahrenshooper Sommergäste ins Visier. Auf der anderen Seite zeichnete sie mit lockerem Strich – auch mal detailverliebt – Interieurs und Ausblicke in die Gärten, erfasste die Stille der Boddenlandschaft und die Weite des Meeres in ihrer zeitlosen Schönheit. Neben diesen aquarellierten Federzeichnungen sind es besonders die zarten Pastelle, die anrühren und von ihrer Liebe zu dieser Landschaft künden. Die Kunst von Elizabeth Shaw ist eine Aufforderung zum Innehalten, um das Schöne und Wahre in den einfachen Dingen zu entdecken und dem Alltäglichen mit einem Augenzwinkern zu begegnen.

Die Sonderausstellung „Elizabeth Shaw (1920-1992) – Eine Wiederbegegnung in Ahrenshoop“ wird am 2. Juli 2021 um 18 Uhr eröffnet und ist ab dem 3. Juli 2021 immer mittwochs bis sonntags von 12 bis 17 Uhr zu sehen (ab 16. Juli tgl. 10 bis 18 Uhr). Der Eintritt kostet zehn Euro (Kinder, Schüler und Gruppen ermäßigt).

Weitere Informationen: www.kunstmuseum-ahrenshoop.de