Michael Morgner, Zwei Alte beim Essen („Querdenker“), 2022, Tusche auf Papier

Ab dem 1. Oktober sind eine multimediale Präsentation von Stefanie Rübensaal sowie Zeichnungen von Michael Morgner zu sehen

Anlässlich von „KUNST HEUTE“ lädt das Kunstmuseum Ahrenshoop am 1. Oktober 2022 zu zwei Vernissagen ein. Um 11.00 Uhr wird die Schau „Michael Morgner – Versuch nach Goya. Zeichnungen nach den Pinturas Negras in der Quinta del Sordo“ eröffnet. Eine Stunde später, um 12.00 Uhr, findet die multimediale Ausstellung von Stefanie Rübensaal „Ich werde da sein – bald.“ ihren Beginn. Zu sehen sind die Arbeiten zum 4. Dezember 2022 (Morgner) beziehungsweise 23. März 2023 (Rübensaal).

Visionen mit Gegenwartsbezug: „Michael Morgner – Versuch nach Goya“
Michael Morgner wurde 1942 in Chemnitz geboren und studierte von 1961 bis 1966 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Künstlerisch repräsentiert er eine eigenständige Position, die über weite Strecken seines Schaffens von einer ausgeprägten Protesthaltung zeugt. Er ist so stark wie kaum ein anderer lebender Künstler mit dem heutigen Ahrenshoop verwachsen. Seit Jahrzehnten kommt er jeden Sommer hierher – um sich zu erholen und alte Freunde zu treffen, aber auch, um im Kontakt mit dem Meer Belebung für seine Arbeit zu finden.

Bei der im Kunstmuseum Ahrenshoop gezeigten Serie neuer Zeichnungen hat sich Morgner anders als zuvor bewusst auf ein kunsthistorisches Vorbild eingelassen: Francisco de Goyas „Pinturas Negras“ aus der Quinta del Sordo – der letzten Wohnstatt des spanischen Meisters bei Madrid, wo dieser in seinen späten Lebensjahren den Dämonen seiner äußeren und inneren Welt malerische Gestalt gab. Morgner schließt mit seinem „Versuch nach Goya“ an eine andere, jüngst vorangegangene Reihe von Zeichnungen nach Werken des französischen Bildhauers Auguste Rodin an. Der dort begonnene imaginäre Dialog mit einem Gleichgesinnten über Zeit und Raum hinweg eröffnet eine neue Phase im Spätwerk des Künstlers. Der „Versuch nach Goya“ bezieht sich auf wenige Ausschnitte aus den „Pinturas Negras“ und trägt im Untertitel die Bezeichnung „Querdenker“. Tatsächlich hat Morgner in Goyas malerischen Visionen etwas Heutiges wiedererkannt. Sie konfrontierten ihn mit der dämonischen Irrationalität der aktuellen Querdenker-Bewegung, die während der Corona-Pandemie besonders in Sachsen – wo der Künstler zu Hause ist – an Boden gewann. Ein Künstlergespräch mit Michael Morgner in der Ausstellung findet am 15. Oktober um 18 Uhr statt.

Alles in Wandlung: „Stefanie Rübensaal – Ich werde da sein – bald.“
Stefanie Rübensaal (*1985) stammt aus der Schweiz. Sie studierte in Karlsruhe, lebte danach in Heidelberg, kam 2013 nach Hamburg und lebt seit Dezember 2019 in Rostock. In der Kröpeliner-Tor-Vorstadt trat sie in die Ateliergemeinschaft Studio 36 im Barnstorfer Weg ein. Sie initiierte und beteiligte sich an künstlerischen Aktionen im städtischen Raum, die diesen beleben und bereichern – seien es temporäre Video-Projektionen an Hausfassaden oder Graffitis und Malereien wie die im Rahmen der Initiative „MeinHafenDeinHafen“ 2021 von 31 Künstlerinnen und Künstlern realisierten Arbeiten an Stromkästen im Rostocker Stadthafen.

Die Wechsel ihres Lebensumfelds – erst vom Süden in den Norden, dann vom Westen in den Osten – ergaben sich privat, nicht aus künstlerischen Entwicklungszielen. Die ihr damit abverlangte praktische wie auch mentale Flexibilität wirkten sich jedoch auf ihre Arbeit aus. In ihrem Beitrag zu „KUNST HEUTE“ im Kunstmuseum Ahrenshoop thematisiert Stefanie Rübensaal die mit äußeren Veränderungen verbundenen inneren Wandlungen und Übergänge, die allmählich, manchmal auch unmerklich stattfinden und den Prozess des „Ankommens“ in einer Fremde begleiten. Das gewöhnlich gesagte „Ich bin gut angekommen“ ersetzt sie durch ein zutreffenderes „Ich werde da sein – bald“. Sie gestaltet das Thema dabei malerisch auf eine abstrakte, minimalistische, ganz auf Stimmigkeit und Stimmungsübergänge – wie sie sich aus Farbzusammenstellungen ergeben – ausgerichtete Art. Das Ergebnis ist eine Reihe großformatiger, doch leiser, fast meditativer Bilder, die sie vor Ort in einer spontan entstehenden Wandmalerei über die Ränder hinaus fortsetzt und damit auf den Ort (Kunstmuseum) Ahrenshoop ganz real ausdehnt. Die ergänzende filmische Arbeit wird nur zur Eröffnung am 1. Oktober gezeigt.

Über „KUNST HEUTE“
„KUNST HEUTE“ ist eine gemeinsame Initiative des Verbandes der Kunstmuseen, Galerien und Kunstvereine in Mecklenburg-Vorpommern e. V. und des Künstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern e. V. im BBK. Die 2022 zum 15. Mal stattfindende Aktionsreihe lädt vom 1. bis 9. Oktober zum Besuch von insgesamt 132 Kunstorten in Mecklenburg-Vorpommern ein. Neben Ausstellungen gibt es spezielle Führungen, Kunstaktionen und Gesprächsrunden in Künstlerateliers, Galerien, Museen, Kunstvereinen und in weiteren Kunststätten.

Weitere Informationen: www.kunstmuseum-ahrenshoop.de, www.kunstheute-mv.de