Symbolbild zur Ausstellung (Kunstmuseum Ahrenshoop)

Neue Sonderschau thematisiert den Bäder-Antisemitismus Anfang des 20. Jahrhunderts

Im Kunstmuseum Ahrenshoop ist vom 19. August bis 3. Oktober 2023 die Ausstellung „Ob die Möwen manchmal an mich denken? – Die Vertreibung jüdischer Badegäste an der Ostsee“ zu sehen. Die Grundlage bildet das gleichnamige Buch der Kuratorin der Ausstellung, Kristine von Soden, das 2023 in einer erweiterten Neuausgabe erschienen ist. Gezeigt werden neben historischen Dokumenten und Ansichtskarten ausgewählte Texte aus Briefen und Tagebüchern, etwa von Else Lasker-Schüler, Victor Klemperer und Mascha Kaléko, die beide Seiten des Strandalltags illustrieren: das Naturschöne und Erholsame an der Ostsee wie auch die zunehmende antisemitische Bedrohung bis 1937, als nahezu alle Seebäder und Strände für jüdische Badegäste verboten waren.

Die Ausstellung ist als historische Reise entlang der Ostseeküste des beginnenden 20. Jahrhunderts angelegt, ausgehend von den Bädern im Osten zu jenen in Richtung Westen. Schwerpunkte markieren die Bernsteinküste auf dem Samland, Kolberg an der „pommerschen Riviera“, Usedom, Hiddensee und der Darß. Um jüdische Badegäste abzuschrecken und fernzuhalten, bezeichneten sich zahlreiche Hotels und Pensionen in Hausprospekten und Annoncen zu dieser Zeit als „deutsch“ und „christlich“ oder hoben hervor: „Empfohlen vom Deutschen Offiziersverein“. Auf Strandpromenaden waren antisemitische Beschimpfungen zu hören, in Strandkabinen fanden sich gehässige Kritzeleien – bis 1914 zwar nur vereinzelt, aber deutlich genug, um die Bedrohung ernst zu nehmen.

Im Unterschied zu Prerow, das schon 1929 stolz seinen „anerkannt nationalsozialistischen Charakter“ unterstrich, gab es in Ahrenshoop trotz aller Schikanen und Repressalien durch den NS-Apparat verborgene Nischen für Verfolgte und auch politisch Gefährdete. Noch 1932 wurde im druckfrischen Ahrenshoop-Prospekt erklärt: „Zwanglosigkeit und Toleranz sind unsere sorgfältig gehüteten Eigenschaften, was sich auch auf die Politik bezieht.“

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock, Max-Samuel-Haus. Das Buch zur Ausstellung ist im Museumsshop des Kunstmuseum Ahrenshoop erhältlich.

Weitere Informationen: www.kunstmuseum-ahrenshoop.de