Paul Müller-Kaempff: Sommer am Dornenhaus (Ahrenshoop), um 1902
Farbstiftzeichnung, Privatbesitz, Foto: Archiv Kunstmuseum Ahrenshoop

Ausstellungen werfen neues Licht auf zwei der prominentesten Vertreter der Künstlerkolonie Ahrenshoop

Das Kunstmuseum Ahrenshoop lädt im Winter zum Besuch von gleich zwei neuen Sonderausstellungen ein: Die Schau „Paul Müller-Kaempff: Wolkenschatten. Der Zeichner“ ist zwischen dem 5. Dezember 2021 und 20. März 2022 zu sehen, jene zu Elisabeth von Eicken wird vom 5. Dezember 2021 bis zum 24. April 2022 unter dem Titel „Die Eicken – oder: Malen gegen männliche Vorurteile“ gezeigt. Dargeboten werden insgesamt rund 160 Werke und Zeitdokumente, die das Schaffen der Mitbegründer und prominentesten Vertreter der Künstlerkolonie Ahrenshoop aus neuen Blickwinkeln betrachten. „Paul Müller-Kaempff und Elisabeth von Eicken prägten wie kaum jemand anderes die Kunstgeschichte der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. In ihren Werken drangen sie tief in das Wesen der Landschaft ein und hinterließen damit eine bleibende Erinnerung daran, wie Ahrenshoop um 1900 war – bevor die beiden Weltkriege die friedliche Vision zerspringen ließen. Für viele, die hier leben oder in diese Gegend kommen, sind die Bilder der beiden zu einem emotionalen Anhaltspunkt geworden“, sagt Dr. Katrin Arrieta, Künstlerische Leiterin des Kunstmuseums Ahrenshoop.

Die Ausstellung „Paul Müller-Kaempff: Wolkenschatten. Der Zeichner“
Der aus Oldenburg in Niedersachsen stammende Paul Müller-Kaempff (1861-1941) lebte seit 1892 in Ahrenshoop. Er war 31 Jahre alt, als er sein erstes Wohn- und Atelierhaus in der hiesigen Dorfstraße 18 bezog – mit der deutlichen Absicht, der damals bereits spürbar im Gange befindlichen Urbanisierung aller Lebensräume den Rücken zu kehren und sich menschlich wie künstlerisch jener scheinbar noch unverstörten Natur zuzuwenden, wie die damalige Landschaft auf dem Fischland und Darß sie bot. Natur erschien als das verbliebene Authentische der Schöpfung – sich ihr zu nähern und in ihr zu spiegeln galt auch als Rückgewinn an Menschlichkeit im Sinne der humanistisch verstandenen Nähe zum Schöpfer.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop fokussiert namentlich seine meisterhaften Zeichnungen. Sie dienten dem Künstler als Ideenreservoir für seine Malerei, sind jedoch mehr als das – nämlich eine sensible Kunst, in die manch Verschiedenes aus den parallelen Strömungen der Zeit eingeflossen ist: Realismus und impressives Sehen, Gefühlsbetontheit und symbolistische Zeichensetzung. Was Müller-Kaempff zu jener Zeit mit dem Bleistift in seine Skizzenbücher notiert, ist getragen von dem direkten Erlebnis der Landschaft auf seinen häufigen Spaziergängen, zugleich ist es aber auch strengen Kompositionsprinzipien und einem klaren Ausdruckswillen unterworfen. Die Landschaft Müller-Kaempffs repräsentiert eine Welt, wie sie spontan geworden ist, Natur sind darin auch ihre Überformungen durch den ländlichen Menschen. Dabei ist die Zeichenkunst des Künstlers von einer Poesie getragen, welche sie bis heute am Leben hält.

Die Ausstellung „Die Eicken – oder: Malen gegen männliche Vorurteile
Elisabeth von Eicken (1862-1940) wurde in Mülheim an der Ruhr in einer adligen Industrieellen-Familie geboren und lebte zehn Jahre lang in Paris und Barbizon, bevor sie sich in Deutschland künstlerisch und wirtschaftlich auf eigene Füße stellte. Ab 1894 mit einem eigenen Atelierhaus in Ahrenshoop präsent, forderte sie die männliche Malerschar um Paul Müller-Kaempff und Friedrich Wachenhusen durch ihre Unabhängigkeit und ihr hohes künstlerisches Potential heraus. Bezeichnend für alle bekannten Arbeiten Elisabeth von Eickens ist, dass sie die unberührte Natur und die von Menschen gestaltete Landschaft mit Feldern, Weiden, Bäumen und Sträuchern, Häusern und Zäunen zeigen. Tiere und Menschen kommen nur ausnahmsweise, Porträts gar nicht vor. In der Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop werden neben etwa 50 Werken der Malerin auch Fotos und Lebensdokumente gezeigt. Kurator der Ausstellung ist der Schweriner Historiker Dr. Wolf Karge, der kürzlich die Forschungsarbeit über die Malerin neu aufgenommen und seine Erkenntnisse in die Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop eingearbeitet hat.

Beide Sonderausstellungen sind immer dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet zehn Euro (Kinder, Schüler und Gruppen ermäßigt).

Weitere Informationen: www.kunstmuseum-ahrenshoop.de