Seit mehr als 2000 Jahren gibt es die schreibende Zunft. Ihre Aufgaben und ihr Nutzen scheinen klar. Seit einigen Jahren gibt es eine neue – höchst umstrittene – Spezies in der Journalistensphäre: Blogger. Über ihren Nutzen für die Tourismusbranche lesen Sie hier.

Noch vor kurzer Zeit hat sie kaum ein Kommunikator – ob Agentur oder Öffentlichkeitsreferent – ernst genommen und in seine Planung einbezogen. Heute kommen PR-Fachleute und touristische Unternehmen um die rasant wachsende Bloggergemeinde nicht mehr herum. Wie viele Blogs im Internet inzwischen gepflegt werden, lässt sich kaum beziffern. Es kursieren Zahlen von 200 bis 300 Millionen, die tatsächliche Anzahl wird sicherlich um ein vielfaches höher sein.

Die Zusammenarbeit mit Bloggern zum Nutzen des Schreibenden und des kooperierenden Unternehmens wird Blogger Relations genannt. Meist freiberuflich tätige Blogger wenden sich an Unternehmen und bieten an, gegen Übernahme von Reisekosten, Unkosten oder eine kleine oder größere Entlohnung touristische Angebote zu testen und nachzuerleben. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden live oder nach Abschluss der Reise unter prominenter Nennung des kooperierenden Unternehmens in einem Blog veröffentlicht. Eine durchaus lohnende Medienkooperation:

  1. Hohe Multiplikationsfunktion
    Blogger sind, sowohl im realen Leben, vor allem aber in der Online-Welt, gut vernetzt. Jeder hauptberufliche Blogger nutzt ergänzend zahlreiche Social Media-Tools wie Facebook, Twitter, Instagram oder Pinterest, um seine Inhalte einer möglichst großen Leserschaft zur Verfügung zu stellen. Die Multiplikationskraft ist erheblich. Voraussetzungen sind eine entsprechende hohe Follower-Rate des Bloggers sowie ein kurioser, äußerst interessanter oder innovativer Inhalt.
  2. Andere Perspektive
    Sind Blogger auch Journalisten? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Fest steht: Sie produzieren aktuellste Inhalte und veröffentlichen diese analog zu ihren journalistischen Fachkollegen. Von der Andersartigkeit, der innovativen, teils auch naiven Gestaltung der Artikel in ICH-Form, Mix-Form oder ohne Form leben Blogs. Sie werden gelesen, gerade weil sie einen geringeren formalen Anspruch haben, bildstark und authentisch sind. Touristische Unternehmen wie Hotels oder Reiseveranstalter können davon profitieren und neue potenzielle Gästegruppen erreichen.
  3. Interaktivität
    Inzwischen verfügt nahezu jeder Blog über eine Kommentarfunktion, Facebook erlaubt Kommentare und Twitter bietet so genannte „Retweet“-Funktionen, bei denen textliche Ergänzungen möglich sind. Follower und Leser der Blog-Artikel können ihre Meinungen äußern, positive (oder negative) Rückmeldungen geben. Das hat zwei Vorteile für das kooperierende touristische Unternehmen: Zum einen wird sich mit dem benannten Produkt auseinandergesetzt, zum anderen kann direktes Interesse erkannt und entsprechend aktiv reagiert werden. Klassische Printmedien lassen all dies aufgrund linearer Sender-Empfänger-Struktur nicht zu.
  4. Geringe Kosten
    Gute und professionelle Blogger kosten – so viel muss bereits vorweg gesagt werden. Vorbei sind die Zeiten, in denen im Austausch gegen kleine Benefits eine ausgiebige Blog-Redaktion im Internet erfolgte. Die meist junge Blogger-Gemeinschaft hat jedoch gerade im Tourismusbereich einen großen Vorteil: Sie ist neugierig, erlebnishungrig und gemeinhin weniger anspruchsvoll als ihre Fachkollegen. Blogger sind es gewohnt, 2. Klasse zu reisen, im Backpacker-Hostel unterzukommen und eine Flasche Wein barfuß am Strand zu genießen. Touristische Unternehmen haben schon viele Leistungen parat, die ihren kooperierenden Bloggern geboten werden können. Das ergänzende Honorar ist vor dem Hintergrund des multiplizierten Outputs meist jeden Einsatz wert.
  5. Digitale Zukunft
    Eines der wichtigsten Argumente, Blogger Relations als Mittel der Wahl in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit seines Unternehmens zu nutzen, wirft ein Blick in die Zukunft auf. Digitalisierung wird in allen Bereichen unseres Lebens immer wichtiger – ob in der Medizin, im häuslichen Alltag oder eben im Reise- beziehungsweise Tourismusbereich. Auch der Journalismus und die printmediale Verbreitung wird sukzessive eine Verschiebung erfahren, hin zu Veröffentlichungen im Internet. Bereits heute gibt es zu fast jedem Produkt oder Printmedium auch die entsprechende Online-Veröffentlichung – als einfache Webseite, multimedialer Internetauftritt oder E-Paper. Blogger nutzen schon heute alle modernen Möglichkeiten der Kommunikation.

Bild: Pixabay (CC0)