Die Krippensammlerin Mechthild Ringguth (Ringguth-Stiftung)

Ein halbes Jahrhundert reist Mechthild Ringguth um die Welt – auf der Suche nach Fundstücken christlicher Weihnachtskultur. Ihr faszinierendes Erbe ist heute als eine der größten deutschen Krippensammlungen im mecklenburgischen Güstrow zu bestaunen.

„Ich habe fünf Wochen im Zelt geschlafen“, erinnert sich Mechthild Ringguth in einem ihrer letzten Zeitungsinterviews, als sie auf den Komfort einer Reise durch den Wüstenstaat Oman angesprochen wird. Strapaziös, abenteuerlich und doch von Glück beseelt sind die Fahrten durch die mehr als 60 Länder, die Ringguth nicht selten nur aus dem Fenster brummender Reisebusse kennenlernt.

Mehr als 40 Jahre währt die Reiselust der Hamburger Lehrerstochter. Eine Reiselust, die weniger die Lust am Reisen als Sehnsuchtsmoment beschreibt, sondern nüchtern wie verwundernd einem einzigen Grund folgt: ihrer außergewöhnlichen Leidenschaft für Krippen. Den Anstoß gibt ein kleines Souvenir, das die damalige Leiterin eines Filmarchivs Mitte der 60er-Jahre aus dem Urlaub in der Provence mitbringt. Kleine Santons-Figuren. Nur wenige Zentimeter groß und bunt bemalt ziehen die provenzalischen Heiligen aus Terrakotta Mechthild Ringguth sofort in ihren Bann. Mit anschließenden Besuchen in Frankreich, in Museen und Manufakturen, wächst auch die Faszination, welche die Protestantin schon bald darauf um die ganze Welt führen soll.

Auf den Philippinen sammelt Mechthild Ringguth zerbrechliche Papierkrippen, aus der Tschechoslowakei bringt sie flüssig geformte Glaskrippen mit, Strohkrippen zeugen von Besuchen in Ländern wie dem westafrikanischen Ghana, aus Equador finden weihnachtliche Wachsfiguren den Weg ins hanseatische Wohnzimmer. Unzählige Figuren, Ställe, ganze christliche Erlebniswelten aus nah und fern folgen Mechthild Ringguth in ihre Heimat. Bis zu einem Adventstag im Jahre 1983, als die passionierte Kirchenführerin Besuch vom ehemaligen Oberhaupt des Hamburger Michels bekommt.

Helge Adolphsen traut seinen Augen nicht, als er die Sammlung von inzwischen mehreren hundert Krippen erblickt. Auf dem Spülkasten im Bad, auf der Treppe im Flur, im Keller, auf dem Dachboden – jeder noch so kleine Platz widmet sich detailgetreu der biblischen Weihnachtsgeschichte. Adolphsen zögert nicht lange und organisiert kurzerhand eine Ausstellung der sakralen Findlinge in der Krypta seiner früheren Wirkungsstätte.

Der hohe Zuspruch tausender Besucher sollte nicht ohne Folgen bleiben. 25 Jahre tourt Mechthild Ringguths Krippensammlung durch ganz Europa. Im Berliner Dom, in der Kreuzkirche in Dresden, der Kathedrale Timisoara in Rumänien und sogar in der Petrikirche im russischen St. Petersburg staunen Besucher über die rund 350 Ausstellungsstücke. Doch das immerwährende Fortsein und der ständige Auf- und Abbau der Exponate lässt den Wunsch nach Ruhe wachsen. Den Wunsch nach einer Dauerausstellung nahe ihrer Hamburger Heimat. Ringguth schreibt Pastoren und Wegbegleiter an, setzt sich für eine dauerhafte Inszenierung in Kirchen ihrer Heimatregion ein. Mit Erfolg.

Am ersten Advent des Jahres 2007 eröffnet Mechthild Ringguth ihre Dauerausstellung in einer kleinen Kirche im mecklenburgischen Güstrow. Bis zum heutigen Tag erzählen im beeindruckenden Backsteinbau des frühen 14. Jahrhunderts rund 170 Krippenwelten die Geschichte der Geburt Jesu. Und von einer Sammlerin, deren Leidenschaft Grenzen zum Schmelzen brachte und die eine der bedeutendsten ethnografischen Sammlungen im Norden hinterließ.

Das Norddeutsche Krippenmuseum in der Barlachstadt Güstrow ist ganzjährig dienstags bis sonntags zwischen 11.00 und 16.00 Uhr geöffnet (rund um Weihnachten täglich von 11.00 bis 17.00 Uhr). Der Eintritt kostet drei Euro für Erwachsene, ermäßigt 1,50 Euro.

Weitere Informationen: www.norddeutsches-krippenmuseum.de, www.guestrow.de

Weitere Bilder:

Das Norddeutsche Krippenmuseum in Güstrow (marePublica)
Ausstellung im Krippenmuseum (Güstrow Tourismus)
Krippe aus Korea (Güstrow Tourismus)