Das Schloss in Güstrow (Bild: Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V)

Die Barlach- und Residenzstadt Güstrow beeindruckt mit prächtigen Bauten aus sechs Jahrhunderten, bekannten Künstlern und der größten Krippensammlung Norddeutschlands. Ein Spaziergang durch eine der schönsten Städte Mecklenburgs.

Der Blick aus dem Fenster führt Richtung Wasser. Skizzenbücher und hunderte Plastiken säumen die Werkstatt, in der mit künstlerischer Phantasie und Können jene Skulpturen entstanden, die heute von unsagbaren Wert sind. Jahrelang wirkte Ernst Barlach Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Atelierhaus am Inselsee nahe der mecklenburgischen Kleinstadt Güstrow. Ein unbeschreibliches Gefühl beschleicht beim Gedanken daran, dass genau an diesem unbeschwerten Ort Werke wie „Der Träumer“ oder „Der Schwebende“ ihre Vollendung und zu Weltruhm fanden.

Nur wenige Kilometer nördlich des Kleinodes wird deutlich, was Barlach, aber auch Künstlerkollegen wie John Brinckman oder Otto Vermehren in die Stadt im Herzen Mecklenburgs gezogen hat. Enge Gässchen, gesäumt von imposanten Bürgerhäusern, romantischem Fachwerk und jeder Menge Beispielen norddeutscher Backsteinkunst prägen den malerischen Kern Güstrows. Wenig wurde zu Kriegszeiten zerstört, vieles erscheint in voller historischer Schönheit wie in einem lebendig gewordenen Geschichtsbuch. Noch bevor der Wert des Gesehenen gänzlich erfasst werden kann, zieht ein betörender Duft auf.

Vor einem Meer aus Lavendelsträuchern im opulent angelegten Park erstrahlt jenes Gebäude, das der Stadt ihren Beinamen gab. Mitte des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Herzog Ulrich von Mecklenburg erbaut, vereint das Schloss Güstrow italienische, französische und typisch norddeutsche Bautraditionen in prachtvoller Symbiose. Bereits die ersten Schritte im historischen Gewölbe des ehemaligen Fürstensitzes führen zu einer faszinierenden Reise in die Zeit des 30-jährigen Krieges und Wallensteins, der das Schloss 1628 zu seiner Residenz erkor. Reich bestückt mit Kunsthandwerk, herzoglichen Waffen, antiker Keramik und zahlreichen Malereien würdigen auch die weiteren Hofstuben die historische Bedeutung und Schönheit der Stadt.

Auf dem Weg Richtung Marktplatz, nur wenige Schritte vom Schloss entfernt, zwingt eine kleine Kapelle einmal mehr zum Halt. So unscheinbar das zweigeschossige, fast 800 Jahre alte Gebäude daher kommt, so besonders ist sein Schatz im Inneren. In der Güstrower Heilig-Geist-Kirche hat die Hamburger Lehrerstochter Mechthild Ringguth in 40 Jahren mehr als 700 Weihnachtskrippen aus rund 70 Ländern der Welt zusammengetragen und damit eine der weltweit größten Sammlungen dieser Art etabliert. Ob Papierkrippe, indische Krippe oder Minikrippe – fast alle Arbeiten stammen von einheimischen Künstlern, die mit ortstypischen Materialien die Weihnachtsgeschichte in der jeweils eigenen christlichen Glaubensauffassung gestaltet haben.

Nach so vielen Eindrücken lockt eine Rast in einem der urigen Cafés der Altstadt, deren Facette im Angesicht der schillernden Sonne fast schon mediterrane Züge erhält. Wie gerufen erscheint gleich gegenüber dem historischen Rathaus, zwischen riesigen Ahornbäumen, die passende Gelegenheit. Der Blick auf die umliegenden Renaissancebauten und die herzhafte Mecklenburger Küche bilden den treffenden Rahmen, um den eindrucksvollen Tag Revue passieren zu lassen. Hier, wo Kaufleute und Stadtväter bereits vor Jahrhunderten Gastlichkeit schätzten. Wo Künstler wie Brinckman und Barlach weilten und sich inspirieren ließen. Wo Weltruhm und Beschaulichkeit verschmelzen, zu einem Ort mit Charakter und faszinierender Anziehungskraft.

Informationen rund um die Barlachstadt Güstrow, zur Güstrow-Erlebniscard, zu Erlebnisanbietern sowie Veranstaltungen in der Region sind unter www.guestrow-tourismus.de zu finden.