Erst war es Leidenschaft. Später Berufung. Thomas Eberl gilt als einer der Wegbereiter für den organisierten Radtourismus.

Thomas Eberl (re.) unterwegs auf zwei Rädern (Mecklenburger Radtour GmbH)

600 Kilometer feinstes Raderlebnis. Prächtige Schlösser, urige Naturparks, wild verzweigte Seen, historischer Hansegenuss und hippe Stadtkultur. Mehr als 20.000 Urlauber schwingen sich jedes Jahr zwischen Berlin und Kopenhagen auf den Sattel, um den gleichnamigen Fernradweg zu entdecken. Mal werden elf Tage benötigt, mal zwei Wochen. Schaffen kann die Reise jeder, nicht zuletzt aufgrund des lückenlosen Netzes an Ladestationen für Räder mit elektrischer Unterstützung.

Der Erfolg der heute so bedeutenden Radreiseroute lässt sich vor allem mit einem Namen verbinden: Thomas Eberl: „Mitte der 90er-Jahre gingen meine Frau und ich auf den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern zu und gaben den Anstoß zur Entwicklung eines Fernradweges zwischen den benachbarten Hauptstädten. Das Urlaubsland sollte für Radler attraktiver werden, Erlebnisse bieten und mit umliegenden Regionen verknüpft werden.“ Die Nachfrage war groß, sowohl bei Radlern wie auch bei touristischen Anbietern links und rechts des Weges. „Der Radweg Berlin-Kopenhagen wurde zum Aushängeschild des Raderlebens im Nordosten“, fügt Eberl hinzu.

Thomas Eberl ist kein Unbekannter im Radtourismus. Anfang der 1990er-Jahre besucht der gebürtige Schwabe Mecklenburg-Vorpommern. Und bleibt, der Liebe wegen. Im Gepäck des leidenschaftlichen Pedalisten wartet die Idee organisierter Radreisen. „Seiner Zeit galten wir in den neuen Bundesländern als Radreisepioniere. Radwege gab es damals genauso wenig wie Radurlaube. Und schon gar nicht organisierte.“ Bereits in den ersten Jahren nach der Wende entwickelte Eberl gemeinsam mit seiner Frau Routen abseits des Straßenverkehrs. Sie ließen zumeist auf alten Land-, Forst- oder Wirtschaftswegen das östliche Deutschland auf zwei Rädern erkunden.

Anders als heute. Thomas Eberl, der konsequenterweise inzwischen eines der größten deutschen Radreiseunternehmen führt, plant mittlerweile Touren entlang meist vorhandener Radwegenetze. „Mit der Mecklenburger Radtour haben wir aktuell mehr als 200 Reisen, mehr als 400 einzelne Reiseprogramme im Angebot – jede Radreise selbst zu entwickeln, wäre nahezu unmöglich“, sagt Eberl. Und doch finden immer wieder neue Routen den Weg in den Katalog. Etwa eine Ostseeküsten-Entdeckertour, die in Rostock startet und unter anderem die dänischen Inseln Falster, Fünen und Seeland quert.

„Die Organisation von individuellen Radreisen ist komplex. Insbesondere bei gänzlich neuen Touren, die abseits bekannter Radwege führen“, gibt Eberl zu verstehen. „Mehr als 20 Mitarbeiter kümmern sich bei uns darum, Routen zu erarbeiten und ihre Wegführung aktuell zu halten, radfreundliche Hotels zu finden, sie zu buchen und die Logistik von Fahrrädern und Gepäck sicherzustellen. Das ist eine Mammutaufgabe.“ Der Ort, an dem all diese Strippen gezogen werden, liegt bis heute in Eberls neuem Heimathafen Stralsund. Etwas versteckt in einem Industriegebiet und doch markant eingefriedet von der riesigen Fahrradhalle des Radurlaubsanbieters.

Hier werkeln Mechaniker in der eigenen Werkstatt an mehr als 1.000 Rädern, hier werden Routen und Reisen auf Papier gebracht, Kooperationen mit Partnern geschlossen, Messeauftritte geplant und Radurlaube vermittelt. Und hier beginnt die Reise der Räder zum Ausgangspunkt einer jeden Tour, zum urlaubenden Zweiradler. Für aktive Erlebnisse zwischen prächtigen Schlössern, urigen Naturparks, wild verzweigten Seen, historischem Hansegenuss und hipper Stadtkultur. Oder in mehr als 200 anderen Raderlebniswelten in ganz Europa.

Weitere Informationen unter www.mecklenburger-radtour.de